Zwar hat es bis zum endgültigen Release dieses Games eine ganze Weile gedauert, nicht
zuletzt weil mitten in der Entwicklung der Publisher absprang und somit das
Projekt ernsthaft gefährdet war. Daneben gab es noch einige weitere Pannen,
die hier aber nicht erwähnt werden müssen, denn das wichtigste ist, daß das
Game endlich erhältlich ist.
Schaun wir mal, ob der Erstling des neuen Labels Digital Dreams
Entertainment auch gelungen ist.
Geliefert wird das Game in einer normalen CD Jewel Case, wie man es ja auf
dem Amiga Spielemarkt gewohnt ist. Dieses Jewel Case enthält ein dünnes
Booklett, das (in englischer Sprache) auf die wichtigsten Sachen eingeht,
aber leider nur ziemlich knapp. Eine ausführlichere Anleitung (dank der
A.T.O. in 17 verschiedenen Sprachen; u.a. in Deutsch) befindet sich aber auf
der Silberscheibe.
Die Vorgeschichte:
Wie bei jedem guten Game eigentlich üblich, hat auch Wasted Dreams eine
Vorgeschichte anzubieten, die ich im folgenden einfach mal
zusammenfasse:
In der fiktiven Zukunft, in der Wasted Dream spielt, wird die Erde von
Kriminalität und Umweltverschmutzung beherrscht. Mit dem Ziel, einen
Ersatzplanet zu finden, wurde das ExplorerFX 2 Projekt aus dem Boden
gestampft an dem auch Johanson (Hauptfigur) und Harper (2. Person im
Zweispielermodus) teilnehmen. Wie nicht anders zu erwarten, findet die Crew
der ExplorerFX2 bald einen geeigneten Planeten namens Agillera. Da auf
diesem Planeten kein Leben zu existieren scheint, baut die Crew der
ExplorerFX2 binnen 6 Monaten ein Camp auf, ehe man sich entscheidet, 80 %
der Crew mit den guten Neuigkeiten zurück zur Erde zu schicken, darunter
auch Johanson und Harper. Kurz nach dem Start wird das Raumschiff allerdings
angegriffen und so müssen die Hauptprotagonisten notgedrungen mittels einer Rettungskapsel wieder auf
Agillera notlanden. Als die beiden (bzw. im Einspielermodus nur Johnason)
wieder aufwachen, sehen sie neben sich nur das Wrack... Und genau hier
startet für den Spieler das Game!
Das Spiel:
Wasted Dreams ist eine Mischung aus Adventure und Actionspektakel, wobei
beide Faktoren gleichberechtigt nebeneinanderstehen. Dies wird schon ganz am
Anfang kalr, wo man sich mit einer Laserwaffe gleich gegen zahlreiche
Gegener durchsetzen muss, aber gleichzeitig auch darauf achten muss, seine
eigentliche Aufgabe immer im Hinterkopf zu behalten (=> mit allen Mitteln
ins eigene Camp zu gelangen). Natürlich bleibt es nicht beim stupiden
rumballern, sondern es müssen auch Gegenstände aufgesammelt werden und zum
richtigen Zeitpunkt wieder eingesetzt werden (Indiana Jones & Monkey Island
like). Auch Dialoge mit verschiedenen Personen müssen geführt werden, da man
ansonsten nicht weiterkommt. Ganz am Anfang ist es z.B. äußerst praktisch,
einem verwundeten Alien mittels des "Ertse Hilfe Koffers", der direkt am
Wrack liegt, zu helfen. Dafür erhält man im Gegenzug häufig ein anderes,
wichtiges Item. Man sieht, das ganze funktioniert also nach dem altbewährten
"Hilfst Du mir, so helfe ich Dir" Prinzip.
Gesteuert wird das ganze wahlweise per Joystick / Maus & Tastatur oder nur per
Tastatur. Auch ein Zweispielermodus ist in Wasted Dreams implementiert. Allerdings will
im Zweispielermodus nur sehr begrenzter Spielspaß aufkommen, da sich
immer beide Spielfiguren auf einem Screen befinden müssen und
Eigeninitiative somit entfällt. Macht aber auch nix, denn ein Game wie
Wasted Dreams zockt man sowieso eher alleine....
Was sich hier jetzt noch besonders trocken und äußerst eintönig anhört,
macht in der Praxis verdammt viel Spaß. Neben den netten Laserduellen sind
vor allem die Dialoge, die mit zahlreichen Witzen gespickt sind, sehr
erheiternd. Auch der Schwierigkeitsgrad geht absolut in Ordnung; sowohl was den
Adventure als auch den Action Teil betrifft. Nach und nach werden die Rätsel nämlich
immer kniffliger und erfordern einiges an Denkvorgängen. Auch die
Schussgefechte mit den Aliens sind auf die Dauer alles andere als einfach
und man sollte sich hüten, alzu oft getroffen werden. Dies kostet nämlich
die äußerst begrenzte Schild Energie, die man bei sich hat. Als Unfair würde
ich das ganze aber auch nicht bezeichnen; eben eine ausgewogene Mischung
zwischen zu leicht und sauschwer.
Die Technik:
Natürlich macht ein gutes Gameplay noch lange kein Gutes Spiel aus. Nicht
minder wichtig sind meiner Meinung nach auch die akkustischen & optischen
Leckerbissen, die bei Wasted Dreams auf jeden Fall vorhanden sind.
Aber fangen wir mal beim Sound an:
Neben den obligatorischen Hintergrundgeräuschen (z.B. bei Lasergefechten)
und der düsteren Hintergrundmusik, die das Spiel mit der richtigen Atmosphäre
unterlegt, kann vor allem die Sprachausgabe überzeugen. Genau, ihr habt
richtig gelesen: Wasted Dreams verfügt über Sprachausgabe. Diese erschallt
völlig rauschfrei und in einer hohen Qualität aus den Boxen. An dieser
Stelle auch ein Kompliment an die Sprecher, die ihren Job wirklich
hervorragend meisterten. Leider ist die Sprachausgabe gegenwärtig nur in
Englischer Sprache vorhanden, was dem einen oder anderen User sicherlich
misfallen dürfte. Natürlich stehen diese User nicht im Regen, sondern können
sich über die eingeblendeten Dialoge (u.a. Deutsch) freuen und können so die
Handlung verfolgen.
Grafisch gesehen fällt Wasted Dreams zwar etwas ab (was nicht zuletzt auch
an der ECS Kompatibilität liegt), aber liegt dennoch über dem Mittelmaß. Die
Charaktäre sind sehr gut animiert. Die Landschaft ist ebenfalls nicht übel und
Abwechselung ist auch geboten (Bergbaumine, Wald, Abwassertunnel,
Raumstation etc.), aber als grafisches Highlight kann man Wasted Dreams nun
auch wieder nicht bezeichnen. An dieser Stelle seien auch noch die sehr gut
gemachten Anfangs - bzw. Endanimationen genannt, die beide im vollen PAL
Format flüssig über den Bildschirm flimmern. Die getraycte Grafik dieser
beeindruckenden Animationen ist, für Amiga Verhältnisse, auf jeden Fall
erste Sahne und konnte, zumindest mich, voll in den Bann ziehen. Natürlich
darf man jetzt kein PSX Niveau erwarten, aber die Zeiten, bei denen Amiga
Games ganz ohne ordentliches Intro auskommen mussten, sind hiermit wohl auch
ad acta gelegt.
Allerdings scheint dieses nur mit sehr viel freiem Chip Ram zu laufen: Auf
meinem A4000 mit Picasso IV und etwas mehr als 2 MB freiem Chip Ram lief das
Intro volkommen korrekt; auf meinem alten A2000 (mit ebenfalls 2 MB Chip
Ram, aber ohne GraKa) wollte das Intro partrout nicht laufen, selbst wenn
ohne Startup Sequence gebootet wurde.
Die dunkle Seite der
Macht...
Natürlich ist auch Wasted Dreams nicht frei von Mängeln: Zum einen sollten
da die ab und an vorkommenden Rechtschreibfehler in den Textdialogen erwähnt
werden. Diese rücken zwar bei eingeschalteter Sprachausgabe wieder in den
Hintergrund, sind aber trotzdem allemal nervig. Auch die Tatsache, daß man
nicht aktiv in die Dialoge eingreifen kann (wie von den bekannten
"Lucasfilm" Adventures gewohnt), ist eine nicht gerade bahnbrechende
Neuerung; auf der anderen Seite kann man so auch nicht "gegen eine Wand
laufen", wenn man die falsche Antwort gewählt hat.
Halt! Die
Anforderungen:
Wasted Dreams verlangt im Grunde sehr wenig: Gerade mal ein Amiga mit 68000
(!) Prozessor, 3 MB Ram (2 MB Chip und 1 MB Fast) und ein 2 X CD Rom wird
benötigt. Wie das Game unter solchen "Bedingungen" läuft, kann ich nicht
beurteilen, da ich nicht im Besitz eines solchen Gerätes bin. Empfohlen wird
allerdings mehr Speicher, ein schnelleres CD Laufwerk und ein besserer
Prozessor. Eine Festplatteninstallation ist übrigens nicht nötig und auch nicht vorgesehen.
Um einen kleinen Anhaltspunkt zu liefern, habe ich Wasted Dreams
mal auf zwei verschiedenen Konfigs ausprobiert:
Amiga 2000, 16 MB Fast Ram, 2 MB Chip Ram, 68040 / 40 MhZ, 10 X CD ROM, !
GB HD,
ECS:
Spiel lief flüssig und ohne Probleme. Lediglich das Intro verweigerte seinen
Dienst und die Sprachausgabe schien (subjektiv!!) nicht so gut, wie auf dem
4000er System (liegt wahrscheinlich an den ECS Chips). Unterschiede in der
Grafik zum AGA System waren kaum auszumachen.
Amiga 4000, 16 MB Fast Ram, 2 MB Chip Ram, 68040 / 25 MhZ, 36 X CD Rom, Picasso IV, 1.28 GB HD
:
Sowohl das Spiel als auch das Intro liefen flüssig ab und auch die
Sprachausgabe funktionierte einwandfrei. Probleme mit der GraKa gab es
aufgrund des integrierten Flickerfixers
glücklicherweise keine. Allerdings sollte man vorher testen, ob das Game
auch auf einer Cybervision 64 / 3D oder ähnlichen läuft (denn laut mir
vorliegenden Infos tut es das nicht).
Wasted Dreams oder Wasted Time?
Als Fazit kann ich nur festhalten, daß Wasted Dreams ein gelungener Mix aus
Action- und Adventure Game ist. Neben einer äußerst motivierenden
Hintegrrundstory kann vor allem das Gameplay überzeugen und, zumindest mir,
hat "Wated Dreams" höllischen Spaß gemacht und mich einige Nächte vor dem
heimischen Amiga gefesselt. Schade ist nur, daß das ganze (bewusst?) ECS
kompatibel gehalten wurde, denn ansonsten hätte man mehr aus der Grafik
machen können. Dennoch bleibt unter dem Strich ein wirklich gutes Spiel
übrig, das ich jedem Zocker nur empfehlen kann!